Digitale Souveränität Darum wird die souveräne Cloud immer wichtiger
Ein Gastbeitrag von Tytus Kurek 5 min Lesedauer
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Digitale Souveränität steht ganz oben auf der Agenda des öffentlichen Sektors. Eine souveräne Cloud, hierzulande auch Verwaltungscloud genannt, ist ein zentrales Instrument, um sie voranzutreiben.
Das Konzept der souveränen Cloud wurde als Antwort auf die Herausforderungen der Datenverwaltung und der -nutzung entwickelt. In den Mittelpunkt des Interesses ist dieser Ansatz besonders deswegen gerückt, weil Regierungen und Behörden zunehmend erkennen, wie wichtig es ist, ihre Daten zu schützen, die Einhaltung lokaler Vorschriften zu gewährleisten und digitale Autonomie zu erlangen. Wie sieht dieses Konzept im Einzelnen aus und welche Rolle spielt es bei den Bemühungen um digitale Souveränität im öffentlichen Sektor?
Was ist eine souveräne Cloud?
Die souveräne Cloud, oft auch als Verwaltungscloud oder nationale Cloud bezeichnet, ist eine Cloud-Infrastruktur, die ausschließlich für die Bedürfnisse von staatlichen Behörden und deren Einrichtungen innerhalb eines bestimmten Landes oder einer bestimmten Rechtsprechung / Gerichtsbarkeit konzipiert ist. Im Gegensatz zu herkömmlichen Public Cloud-Diensten, die von globalen Tech-Giganten angeboten werden, erfolgen das Hosting und die Verwaltung von hoheitlichen Cloud-Lösungen innerhalb der geografischen Grenzen des Landes, dem sie dienen. Dieser Ansatz stellt sicher, dass sensible Daten und geschäftskritische digitale Dienste unter der Kontrolle lokaler Behörden bleiben, was für mehr Sicherheit, Compliance und digitale Souveränität sorgt.
Public Cloud versus Souveräne Cloud
Public Clouds wie Amazon Web Services (AWS), Azure oder Google Cloud sind etablierte Infrastrukturanbieter mit bei Bedarf theoretisch unbegrenztem Zugang zu Rechenressourcen. Sie sind ideal für Einzelpersonen, Start-ups oder auch mittlere bis große Unternehmen. Für die öffentlichen Verwaltung spielt jedoch das Streben nach digitaler Souveränität eine entscheidende Rolle.
Public Clouds werden von großen Unternehmen betrieben, die eine andere Interessenlage als die Regierungen haben können. Einzelne Länder oder auch supranationale Organisationen wie die Europäische Union versuchen daher, eigene Cloud-Infrastrukturen aufzubauen, in denen vertrauliche Daten sicher gespeichert und verarbeitet werden können.
Das Streben nach digitaler Souveränität
Regierungen wollen die Hoheit über ihre Daten haben – das steht fest. Bei näherer Betrachtung gibt es jedoch mehrere Gründe für das Streben nach einer souveränen Cloud. Dazu gehören:
Datensouveränität und -sicherheit: Regierungen müssen sensible Daten, einschließlich militärischer Informationen, personenbezogener Daten ihrer Bürger und geistigen Eigentums, vor Einflussnahme aus dem Ausland oder Cyber-Bedrohungen schützen. Souveräne Clouds bieten eine sichere, lokalisierte Umgebung für die Datenspeicherung und -verarbeitung und verringern so das Risiko von Datenverletzungen und unbefugtem Zugriff.
Compliance und Vorschriften: Viele Länder haben Datenschutzgesetze erlassen, die die Speicherung und Verarbeitung vertraulicher Daten innerhalb der nationalen Grenzen vorschreiben. Hierzulande ist dies insbesondere die EU-DSGVO. Souveräne Clouds helfen den Behörden, diese Vorschriften einzuhalten und gleichzeitig die volle Kontrolle über die Daten zu behalten.
Digitale Autonomie: Wer sich auf globale Public-Cloud-Anbieter verlässt, kann in Abhängigkeiten von ausländischen Unternehmen geraten, was sowohl die nationalen Interessen als auch die digitale Autonomie gefährden kann. Souveräne Clouds bieten Regierungen einen Weg, eigenverantwortlich über ihre digitale Zukunft zu entscheiden.
Ausfallsicherheit und Disaster Recovery: Souveräne Clouds können für Redundanz und im Rahmen eines Disaster Recovery-Konzepts optimiert werden, so dass wichtige Regierungsdienste trotz Naturkatastrophen oder Cyberangriffen betriebsbereit bleiben.
Aufbau einer souveränen Cloud
Bei einem Souveräne-Cloud-Projekt ist es wichtig, einen vertrauenswürdigen Partner mit jahrelanger Erfahrung in diesem Bereich einzubeziehen. Open-Source-Software spielt eine zentrale Rolle dabei, öffentlichen Verwaltungen den Aufbau und den Betrieb von souveränen Clouds zu ermöglichen. So bietet z.B. Canonical eine Reihe von Infrastrukturprodukten und -dienstleistungen an, die sich nahtlos an die Anforderungen des öffentlichen Sektors anpassen lassen und gleichzeitig die Kosteneffizienz des gesamten Stacks gewährleisten.
Wichtig bei der Verwendung von Open Source als Basis der souveränen Cloud sind zusätzliche Leistungen wie z. B.:
- Zehn Jahre Support mit Sicherheitswartung und optionaler kommerzieller Telefon-/Ticket-Support für die gesamte Software. Dies ermöglicht es Organisationen im öffentlichen Sektor, stabile Versionen der Open Source Sofware über einen langen Zeitraum hinweg zu nutzen und sich im eigenen Tempo weiterzuentwickeln.
- Härtung und Prüfung: Im Abonnement enthalten sein sollten denn auch gehärtete Profile, wie insbesondere die international anerkannten Security Technical Implementation Guides (STIG) des Centre of Internet Security (CIS) und der Defence Information System Agency (DISA), die dazu beitragen, anfällige Infrastrukturen nach gemeinsamen Maßstäben zu sichern und die Prüfung zu erleichtern.
- Zertifizierung und Konformität: Auch verschiedene Zertifizierungsprogramme sollten von einer Open Source Software im Pro-Abo-Modell unterstützt werden, damit die Behörden sicher sein können, dass sie nach allgemein anerkannten Regeln betrieben werden kann. Dazu gehören z.B. das Federal Risk and Authorisation Management Program (FedRAMP), aber auch die Zertifizierung nach ISO 27001.
Neben diesem grundlegenden Bestandteilen sollten zusätzliche Produkte und Dienstleistungen enthalten sein, die für ein typisches Cloud-Implementierungsprojekt erforderlich sind. Dazu gehören Cloud-Design- und Bereitstellungsdienste, umfassende Schulungen und Migrationsszenarien. Letztlich alles, was Behörden benötigen, um ihre digitale Transformation zu beschleunigen und gleichzeitig die volle Kontrolle über ihre digitalen Assets zurückzugewinnen.
Fazit: ein wichtiger Schritt zur Wahrung nationaler Interessen
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Einführung von souveränen Cloud-Lösungen einen wichtigen Schritt zur Wahrung nationaler Interessen im digitalen Zeitalter darstellt. Ein Open-Source-Anbieter, der in diesem Bereich ein ernstzunehmender Akteur sein will, muss in der Lage sein, den Behörden alle erforderlichen Werkzeuge und Fachkenntnisse zur Verfügung zu stellen, damit sie ihre Transformation in Richtung digitaler Autonomie und Sicherheit bewältigen können.
Private Cloud für die UN
Die Private Cloud-Umgebung der Vereinten Nationen UN-Systems wird ab Anfang 2024 Daten und digitale Lösungen hosten.
Das Internationale Rechenzentrum der Vereinten Nationen (UNICC) verfügt über mehr als 50 Jahre Erfahrung als großer strategischer Partner für digitale Lösungen und Cybersicherheit – mit einem Cybersecurity Centre of Excellence von Weltrang – innerhalb des Systems der Vereinten Nationen. Die UN-Mitarbeiter entwickeln und implementieren digitale Tools und Lösungen und unterstützen über 90 Partner.
Die UNICC und Canonical, Herausgeber von Ubuntu und Anbieter von Open-Source-Sicherheit, -Support und -Dienstleistungen, bauen und betreiben zusammen die erste sichere Private-Cloud-Umgebung für das UN-System. Noch im 1. Quartal 2024 sollen damit hochsensible Daten und Softwareanwendungen unter der Datenhoheit der UN gesichert sein.
Ein Auslöser dafür sind die wachsenden Bedenken innerhalb der Vereinten Nationen und ihrer Mitgliedstaaten hinsichtlich der Nutzung kommerzieller Cloud-Anbieter für die Speicherung und Verarbeitung sensibler und vertraulicher Daten. UNICC und Canonical arbeiten zusammen, um die Private Cloud-Software OpenStack Distribution zu nutzen. Diese Open-Source-Lösung ist sehr flexibel und anpassungsfähig. Das UNICC kann sie an die spezifischen betrieblichen Anforderungen der UN anpassen und nahtlos skalieren, bei gleichbleibend hoher Leistung.
Die UNICC Cloud wird unseren Partnern Daten und digitale Souveränität bieten und dazu beitragen, die digitale Sicherheit und den Datenschutz für das gesamte UN-System zu gewährleisten. Neben der Vorteile des Cloud Computing und dem rechtlichen Schutz, den die Vorrechte und Befreiungen der Vereinten Nationen mit sich bringen, bietet die UNICC-Cloud eine direkte und unabhängige Kontrolle über die Daten durch Netzwerkknoten, die ausschließlich in UNICC-Rechenzentren betrieben werden.
Der Autor: Tytus Kurek, Product Manager Cloud, Canonical
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